Mittwoch, 6. Februar 2008

MATCHA – DER GEHEIME JAPANTEE

Hunderte Jahre bewahrten sie ihr Geheimnis.
Nur Auserwählte durften den Schatz sehen, nur wenige wurden in die uralten Traditionen eingeweiht. Eifersüchtig wachten sie über ihr Geheimnis. Sie - das waren die allerehrwürdigsten im Staate: nur der Kaiser des Inselreiches, sein Hochadel und die Hüter des Schatzes wußten um die wahre Bedeutung des göttlichen Geschenks. Bis eines Tages ausgerechnet einer aus dem innersten Kreis alles verriet. Seine Enthüllung elektrisiert bis heute:

„Tee hat eine außerordentliche Fähigkeit, das Leben zu verlängern. Wo immer Tee angebaut wird, langes Leben wird folgen. Tee ist ein Elixier, das fast Unsterblichkeit verleiht.“

Diese Worte schrieb im Jahre 1211 ein Mönch – Eisei. Und brach so endgültig mit der Geheimnistuerei des Hochadels – dieses unglaubliche Elixir sollte für alle Menschen da sein. Jeder sollte die Chance auf diesen flüssigen Schatz haben – jeder Mensch sollte von Matcha, vom Tee des Kaisers wissen. Lange jedoch blieb Matcha einfach zu wertvoll, zu selten und zu teuer für Normalsterbliche. Darüber hinaus bewahrte sich die alte Elite ein wichtiges Geheimnis: nur der Hochadel, der Klerus und später die Kriegerkaste (Samurai) wussten, wie man Matcha eigentlich produziert.

Damit ist heutzutage Schluß. Matcha ist keine Geheimwissenschaft mehr – wenn auch noch tatsächlich eine eigene Wissenschaft. Denn eines hat sich in den letzten 1000 Jahren nicht geändert: Matcha ist nach wie vor einer der aufwändigsten und am schwierigsten herzustellenden Teesorten überhaupt. Das veranschaulichen vielleicht einige Fakten: nur knapp ein Dutzend Unternehmen in ganz Japan sind in der Lage, Matcha zu produzieren. Matcha gibt es ausschließlich in Japan, Matcha ist mit Abstand der teuerste aller Japantees – jährlich werden nur knapp 1000 Tonnen von diesem seltenen Tee produziert. Und nur eine Firma baut Matcha biologisch an: das Unternehmen Aiya in Nishio, der wichtigsten und größten Anbauregion für Matcha.

Schon die Teefelder unterscheiden sich ziemlich von allem, was man so kennt: einen Monat vor der Ernte decken die Teebauern ihre Plantagen komplett zu – ganze Landstriche verschwinden so unter dunklen Planen. Die Teebauern nutzen geschickt einen Trick: da die Teepflanzen nicht mehr genug Sonnenlicht bekommen, greift die Natur zu Gegenmaßnahmen. Die Planze beginnt, höhere Mengen von Chlorophyll in die Blätter zu pumpen um so das wenige Sonnenlicht, dass noch durch die Planen durchkommt, möglichst effizient einzufangen. Das Ergebnis: ein extrem delikates, dunkelgrünes Blatt, das unglaublich reichhalting an natürlichen Aminosäuren ist – so ziemlich genau das Gegenteil eines bitteren Grüntees. Matcha hat einen lieblichen, süßlichen Geschmack, der stark an Gemüse erinnert.

Nur einmal im Jahr ernten die Teebauern Blätter für Matcha – das ganze Jahr haben sie auf diesen Moment hin gearbeitet. Vorsichtig und von Hand pflücken die Teebauern ihre Blätter und bringen sie in windeseile zu ihren Fabriken – die Blätter müssen möglichst schnell gedämpft werden. Heißer Wasserdampf stoppt die Fermentation, und sorgt dafür, dass der Tee schön grün bleibt. Dämpfen ist dabei die schonendste Methode – es ist der japanische Weg des Tees. Nach dem Dämpfen folgen noch Trocknen und Sieben, dann bringen die Bauern ihren halb-fertigen Tee zu Aiya.

Aiya ist Japan größter Matcha-Produzent – hier langen rund 65 Prozent der japanischen Jahresernte für Matcha ein. In den topmodernen Fabriken werden die Teeblätter in die unterschiedlichsten Qualitätsstufen ausgesiebt. Neuartige Maschinen erlauben es, Teeblätter nach Größe, Dicke und sogar nach Farbe zu sortieren. Stengel, Teestaub und sogar Blattrippen des Teeblattes fallen hier raus – nur der allerbeste Teil, das „Fleisch“ des Teeblattes darf übrig bleiben. Und nur dieses wird anschließend in Granitstein-Mühlen zu superfeinem Teepulver vermahlen. Auch im Hightech-Staat Japan des 21. Jahrhundert ist die mittlerweile 1000 Jahre alte Methode, Matcha in Steinmühle zu mahlen, durch nichts zu toppen. Der beste Teil der besten Teeblätter der wertvollsten Plantagen Japans, ganz langsam zu allerfeinstem Pulver gemahlen – das ist Matcha.

Die Qualität des feinen Teepulvers wird im Aiya-Labor regelmäßig überprüft, dann erst darf Matcha in speziell angefertigten, luftdichten Dosen abgepackt werden und ist bereit für den Flug nach Deutschland. So bleibt Matcha auch wirklich frisch – eine Frische, die Sie übrigens selbst überprüfen können. Jedesmal, wenn Sie eine neue Matcha Dose zum ersten Mal öffnen, dann entweicht mit einem leisen „Poff“ etwas von dem feinen Teepulver.

Über Jahrhundert hinweg gab es nur eine Art und Weise, Matcha zu genießen: Wasser kochen, abkühlen lassen, Matcha und warmes Wasser in eine Teeschale hineingeben und mit einem Babusbesen den Tee langsam solange schlagen, bis sich ein feiner Schaum in der Schale bildet. Doch seit kurzem geht es auch anders. Japan macht uns vor, wie es geht: die Japaner lecken ihren Matcha - als Eis. Matcha hat in den vergangenen Jahren einen enormen Sprung gemacht: vom Mittelalter in die Neuzeit. An jeder Ecke in Japan: Matcha Süßigkeiten, allen voran Matcha-Schokolade, Matcha Bonbons, Matcha-Kuchen, der Renner Matcha-Eis und natürlich: die neuesten Matcha-Getränke sind unglaublich populär.

Doch glücklicherweise sind die Leckereien nicht auf Japan beschränkt: Seit kurzem sind die coolen und hippen neuen Getränke der Hit in den Vereinigten Staaten: die neuen Matcha-Mix-Getränke tragen flippige Namen wie Matcha Green Tea Shot, Matcha Blast, Matcha Vanilla Latte oder Matcha Smoothie.

Der Mönch Eisei wäre wohl stolz auf seinen Erfolg, knapp 800 Jahre nach seiner Zeit: Das Elixier, das fast Unsterblichkeit verleiht ist kein mystisches Geheimnis Japans mehr. Sondern nun auch in Deutschland ein ultramodernes, cooles Getränk.

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